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20. Jubiläum Dreieck auf Reisen Möglichkeiten

Zeit ist relativ – Das Dreieck auf Reisen Teil 2

Lesedauer: 6 Minuten
18. Januar 2015

Seine linke Ecke dröhnte. Aus der Ferne hörte es Stimmen, die immer näher zu kommen schienen. Lautes Lachen und klirrende Gläser, die zum Toast zusammengestoßen wurden, hallten um es herum. Es konnte sich nicht erinnern, was passiert war. Gerade stand es noch in einer Fabrikhalle.

Das Dreieck von KAMPMEYER in der Fabrikhalle vom Clouth-Quartier.

18.01.2015, (c) KAMPMEYER Immobilien GmbH

Auf seinem Spaziergang durch Köln trug es das Dreieck auf das Clouth Gelände. Vorbei ging es an Baukränen und geschäftigen Bauarbeitern, an Zementmischmaschinen und Containern, bis es in der ehemaligen Gummifabrik angelangt war. Backstein auf Backstein wurde die Halle Ende des 19. Jahrhunderts als Produktionsstätte für Gummierzeugnisse errichtet. Franz Clouth, Kölner Industrieller, produzierte auf dem Gelände alles von Autoreifen bis Förderbänder, von Fernsprechkabeln bis Hosenträger. Die Produktionsgüter gingen mit der Zeit. Die Welt drum herum änderte sich. Menschen kamen und gingen. Die Backsteine aber blieben und erlebten alles mit. Das Dreieck erinnerte sich noch, als es die Halle betrat, dass der Schutt unter seiner Kante knirschte. Um es herum waren die Wände mit gelben Buchstaben und Zahlen beschmiert, es gab keine Türen und kein Glas in den Fenstern. Ein kalter Wind blies durch die Halle.

Langsam begann das Dreieck seine Umgebung nun wieder besser wahrzunehmen. Es war immer noch in der Halle, nur irgendetwas war anders. Wenn es sich so umschaute, war einfach alles anders. Der Boden war nicht mehr mit Schutt bedeckt, sondern aus glattem Beton, und nichts knirschte mehr. Vielmehr hallten Stöckelabsätze von den dunkelroten Wänden. Es gab keine Farbe, keine gelben Kennzeichnungen auf den Backsteinen. Zudem war es jetzt erstaunlich warm, nahezu kuschlig. Das Dreieck war ratlos. Es kann doch nicht an dem ganzen Kaffee gelegen haben?

Jemand hob es sanft auf und stellte es auf eine Seite. Leider die falsche. Mit einem kräftigen Ruck verlagerte das Dreieck sein Gewicht und fiel auf die richtige Seite. „Geht es Ihnen gut? Bei der Hitze hier drinnen, kann das schon einmal passieren. Warten Sie, ich hole Ihnen ein Kölsch. Das wird Ihnen helfen!“ Die Frau, die gerade noch dem Dreieck aufmuntert auf die Ecke geklopft hatte, schwebte davon und verschwand in Richtung Bar. Das Dreieck stand in einer Runde von drei fein gekleideten Herren und zwei Damen. Die drei Herren trugen schwarze Fräcke und Zylinder. Die weißen Hemdkragen standen hoch am Hals und waren von einer schwarzen schmalen Fliege umfasst. Die Hosen hatten einen abgesetzten Streifen aus Samt an den Außenseiten und die schwarzen Lackschuhe kleine Absätze. Die beiden Frauen trugen lange Abendkleider aus Brokat und Samt. Die Roben waren mit Perlen bestickt, eng in der Taille und flossen weit über die Schuhe auf den Boden. Die Herren hielten Beide schmale, bereits zur Hälfte leergetrunkene Kölschgläser in den Händen. Eine Dame umfasste mit festem Griff ihre Champagnerflöte, als würde sie damit ein Statement setzen wollen. Das Dreieck drehte sich um und sah noch mehr Menschen, die sich angeregt unterhielten. Blaue Rauchwolken waberten die Wände empor und verflüchtigten sich in den Weiten des Raums. In der Mitte der Halle spielte ein Klavierspieler auf einem schwarzen Flügel ein Stück von Ravel während Kellner mit vollen Tabletts sich ihren Weg durch die Menschen bahnten. War das hier eine Party?

„Und nun, sagen Sie schon, wen würden Sie mitnehmen?“ fragte die Dame, nachdem Sie dem Dreieck ein frisches Kölsch kredenzt hatte.
„Wohin? Wen würde ich wohin mitnehmen?“ fragte das Dreieck immer noch sehr verwundert.

„Wen würden Sie zu einem Dinner mitnehmen, wenn Sie wählen könnten? Zwischen allen Personen auf dieser Welt, lebend oder tot, fiktiv oder reale Person. Also, ich…“ sagte die Frau. „…Ich würde Johann Wolfgang von Goethe mitnehmen. Mit dem würde ich mich sicher gut verstehen; wir würden ein Gläschen – oder auch zwei – trinken. Nein sicherlich mehr als zwei würden wir trinken, und dann würden wir uns wie wild im Séparée küssen. Mit Liebesgedichten würde er mich verführen. Am nächsten Morgen würde ich mir noch einige Passagen aus seinem neusten Werk vorlesen lassen. Das wäre doch romantisch.“

„Ach Elisabeth, du verrücktes Ding, lass das mal nicht den Wilhelm hören.“ fuhr ihr eine andere Dame dazwischen. „Du hast aber auch immer so viel Phantasie. Wie kommst du nur immer auf solche Sachen?“

„Gott, Hilde, du und deine ewige Contenance; es ist doch nur ein Spiel. Sag, wen würdest du mitnehmen? Es müssen auch keine Anstandsdamen dabei sein“, sagte Elisabeth mit einem bezeichnenden Augenzwinkern.
Hilde musste nicht lange überlegen. „Ich würde Alexander von Humboldt mitnehmen. Der wäre sicher ein interessanter Gesprächspartner. So viele Geschichten von seinen Reisen. Da könnten wir die Welt aus einer ganz anderen Perspektive kennenlernen.“

„Großer Gott, Hilde, das ist zutiefst einschläfernd!“, unterbrach sie Elisabeth, die dabei gelangweilt ihre Perlenkette um den Zeigefinger wickelte und sich einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas gönnte.

„Nun gut.“ meldete sich einer der drei Männer zu Wort, der seinen Zylinder fest unter den Arm geklemmt hatte. „Ich würde Johann Sebastian Bach mitbringen. Er könnte für klangvolle Unterhaltung sorgen. Dann haben Sie, meine verehrte Elisabeth, auch gleich einen Grund den Herrn von Goethe zum Tanzen aufzufordern“, warf er mit einem verschmitzten Lächeln in Richtung Elisabeth ein und tupfte sich die Stirn mit einem weißen Taschentuch ab.

„Mein lieber Herr von Odenthal, das ist ja eine wunderbare Idee. Dann könnte ich mir gleich Ratschläge für mein Klavierspiel bei Bach abholen. Gut, dass Sie nicht Beethoven gesagt haben; der würde meine Fragen gar nicht verstehen“, sagte Hilde mit einem verträumten Blick zu Herrn von Odenthal.
„So haben wir alle was davon“, bemerkte Herr von Odenthal stolz und blickte jetzt fragend den Herrn neben ihm an. „Und wen würden Sie mitnehmen, werter Herr Stein?“

„Ich hab noch einen!“ unterbrach Elisabeth die Runde. „Ich hab noch einen.“
„Meine Teuerste, Du warst schon dran“, stellte Herr von Odenthal vehement fest.
„Ich würde natürlich…“ begann Herr Stein, stellte sich aufbauend auf beide Beine und wollte gerade anfangen zu sprechen.

„Ich würde freilich Robin Hood mitnehmen“, schoss Elisabeth Herrn Stein dazwischen. „Mich würde wahnsinnig interessieren, ob es bei seinen Raubzügen wirklich nur um Gerechtigkeit ging. Vielleicht war er ja doch nur ein einfacher Dieb. Außerdem stelle ich mir ihn als Begleitung ganz reizend vor. Der hat so etwas Verbotenes.“ Elisabeth gegenüber schüttelte Hilde den Kopf. Dann ergriff ein rundlicher Herr, dessen Hemdsknöpfe gefährlich nahe daran waren aufzuplatzen, das Wort: „Ich denke, meine Wahl würde auf Robinson Crusoe fallen. Ich meine 28 Jahre auf ein und derselben Insel, das kann ja gar nicht alles in einem Buch stehen, oder?“

„Das zählt nicht; Robinson Crusoe gab es nicht wirklich“, protestierte Herr von Odenthal. „Die Aufgabenstellung war doch klar, Herr von Odenthal: Lebend oder tot. Real oder fiktiv. Wir müssen die Person nur kennen. Oder kennen Sie Robinson Crusoe etwa nicht?“ erwiderte der Dicke, die Hände schelmisch vor dem Bauch gefaltet. „Ach der würde mir sicher auch gut gefallen. Ein Überlebenskünstler. Sehr aufregend.“

„Elisabeth, reiche mir dein Glas. Schluss mit dem Champagner für heute!“ Hilde insistierte mit der ausgestreckten Hand. „Meine Verehrteste, da müssten Sie sich aber wahrscheinlich erst mit Freitag auseinandersetzen“, setze Herr Degenhardt hinterher.

„Gibt es denn keine Damen auf dieser Dinner-Party?“ fragte Herr von Odenthal, um vom Thema abzulenken.

„Hmmm, ich könnte Oscar Wilde mitnehmen? Mit dem kann ich mich wenigstens richtig über Männer unterhalten.“ sagte Elisabeth salopp, leerte ihr Glas und drückte es Hilde in die noch immer ausgestreckte Hand.
„Ich würde natürlich…“ setzte Herr Stein erneut an.
„Nein, Herr Stein, Sie jetzt nicht. Sie hatten Ihre Chance“, stoppte ihn Herr von Odenthal mit erhobenem Zeigefinger. „Oder wäre es eine Dame?“ Herr Stein verzog sein Gesicht und blieb still. Herr von Odenthal wendete sich dem Dicken zu: „Herr Degenhardt, eine Frau?“

Herr Degenhardt räusperte sich, sichtlich überrumpelt, hatte er doch die ganze Unterhaltung gebraucht, um auf Robinson Crusoe zu kommen.
„Ja… also… vielleicht… Jeanne d’Arc?“ stotterte er und hob sein Bierglas zum Mund.
„Johanna von Orleans? Ich bitte Sie Degenhardt, der Abend soll lustig werden, nicht tödlich!“ erwiderte Herr von Odenthal.
„Wie wäre es mit Maria Magdalena? Da könnten Sie sich, Elisabeth, sicher gut untereinander austauschen.“ sagte Herr Degenhardt resigniert.
„So weit kommt es noch.“ empörte sich Elisabeth.
„Dann fragen Sie doch jemanden Anderen, Herr von Odenthal.“ erwiderte er und drehte sich beleidigt weg. „Was meinen Sie? Wen würden Sie mitnehmen?“ fragte Herr Degenhardt nun das Dreieck. „Ich vermute Phythagoras?“

Das Dreieck wusste immer noch nicht, wo es war. Die Halle war doch gerade noch leer? Das Dreieck räusperte sich, blickte in die wartenden Gesichter von Elisabeth, Hilde, Herrn von Odenthal, Herrn Stein und Herrn Degenhardt.

„Was interessiert mich Phythagoras, Herr Degenhardt. Ich bin ein gleichseitiges, nicht rechtwinkliges Dreieck. Mir fehlt es definitiv an Humor auf dieser Dinner-Party. Willy Millowitsch. Ich würde Willy Millowitsch mitnehmen. Das wäre doch Klasse, wenn er mit Bach ein Madley anstimmen würde, nicht? Ich meine, ’Ich möch zo Foß noh Kölle jon’ da kommt doch Stimmung auf. Wir würden uns köstlich amüsieren.“ Das Dreieck war sehr zufrieden mit der Wahl bis es merkte, dass es alle verwundert anstarrten.

„Wen würden Sie mitnehmen? Wer ist Willy Millowitsch?“ fragte Herr von Odenthal als Erster. „Klingt nach einem osteuropäischen Königshaus.“
„Ja ich glaube Millowitsch habe ich schon einmal gehört“, meldete sich Herr Stein zu Wort. „Dazu würde auch ganz hervorragend meine Wahl passen, nämlich…“
„Willy Millowitsch?“ unterbrach ihn Herrn von Odenthal.
Das Dreieck war verwirrt. „Jeder in Köln kennt doch Willy. Nicht? Aber Sie kennen bestimmt ’Ich bin ene kölsche Jung’? Willy Millowitsch, Schauspieler und Sänger. Also…“ das Dreieck holte tief Luft „Willy Millowitsch wurde 1909 in Köln geboren und…“ Weiter kam er mit seiner Erklärung nicht.

„Ach jetzt spinnen Sie aber“ unterbrach Elisabeth das Dreieck. „1909? Verzeihen Sie mir die Bemerkung, aber vielleicht haben Sie sich die Ecke doch zu sehr gestoßen. Wir haben doch erst 1908.“ erwiderte Hilde. „Geboren 1909, das geht doch gar nicht!“ winkte sie ab. „So, und wenn wir uns jetzt nicht beeilen, dann verpassen wir noch den Jungfernflug der Clouth 1. Ich bin ganz aufgeregt. Man sieht ja nicht alle Tage einen Zeppelin starten“, stellte Hilde fest und gab Zeichen nach draußen zu gehen. Die Menschengruppen, die sich eben noch lebhaft unterhalten haben, schoben sich nun auch langsam durch die gusseiserne Schiebetür nach draußen. Darüber konnte das Dreieck jetzt ein Schild ausmachen mit dem Schriftzug Rheinische Gummiwarenfabrik Franz Clouth GmbH 1908.

Dem Dreieck wurde ganz anders. Es versuchte noch der Gruppe zu folgen, blieb mit seiner Ecke am vorbeirauschenden Köbes hängen und stolperte. Als es wieder aufwachte, stand es wieder auf dem Schotterboden der leeren Halle. Allein.

Wir zeigen 2015 Köln und andere spannende Orte in Deutschland aus ungewohnter Perspektive. Das blaue Dreieck, das “A” aus dem Logo von KAMPMEYER wird begleitet von unserer Autorin Anna-Katrin Keller.

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