Wir haben in der gesamten Region jetzt eine über mehr als zehn Jahre andauernde Konjunktur ohne nennenswerte Leerstände erlebt, die sich insbesondere in den Wohnungsmärkten der Metropolstädte bemerkbar gemacht hat. Die Bonner Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren um über 5 Prozent und die Kölner Bevölkerung sogar noch stärker gestiegen. Mit diesem Bevölkerungswachstum ist ein steigender Wohnungsbedarf verbunden, der das Angebot und dessen Entwicklung deutlich übertrifft. Die zunehmende Knappheit an Wohnraum hat in der Vergangenheit zu einem teilweise massiv kritisierten Preisanstieg geführt. Diese Zusammenhänge waren in den vergangenen Jahren zu beobachten, sind gegenwärtig genauso festzustellen und werden zweifelsfrei auch mittel- bis langfristig so oder so ähnlich bleiben.
Die Zinsen befinden sich seit Längerem auf fast unvorstellbar niedrigem Niveau. Sie werden in den kommenden Jahren europaweit und voraussichtlich über die Grenzen des Kontinents hinaus gering bleiben. Vor diesem Hintergrund bleiben die durch relativ stark steigende Kaufpreise sinkenden Renditen weiterhin attraktiv. Weil die Liquidität vieler privater und institutioneller Investoren durch die Krise kaum beeinträchtigt und Kredite auch weiterhin nach strengen Richtlinien vergeben werden, wird beim Wohnungs- oder Hauskauf relativ viel Eigenkapital eingesetzt. Die häufig mit bizarren Fantasien von einer neuen Immobilienblase verbundene Diskussion über Preiseinbrüche bleibt auch in absehbarer Zukunft realitätsfern. Im Gegenteil, wegen der Verunsicherung, die durch die Krise in anderen Wirtschaftszweigen und an den Kapitalmärkten verschärft wird, steigt die Stabilität der regionalen Wohnungsmärkte weiter.
Die hohe Volatilität kriselnder Aktienmärkte stabilisiert und verstärkt das Interesse an Wohnimmobilien. Permanente Wellenbewegungen treiben das Kapital in sichere Häfen. Schwierige Umstände in anderen Wirtschaftssektoren wie beispielsweise im Tourismus werden die Investitionen noch stärker Richtung Wohnimmobilie lenken. Pensionskassen oder Versicherer, deren Anspruch an die Anlagesicherheit besonders hoch ist, werden angesichts massiver Verluste an den internationalen Börsen noch mehr Wert auf die nachhaltige Stabilität der Sachwerte legen. Mittelfristig bewirkt die stärkere Betroffenheit von Spezialimmobilien in den Segmenten Handel, Gewerbe und Industrie noch höhere Aufmerksamkeit für Wohnen. Im internationalen Fachjargon ausgedrückt heißt das: Residential dominiert Retail, Commercial und Industrial.
Es spricht also viel dafür, dass Wohnen in der Metropolregion Rheinland nach der Krise noch mehr an Bedeutung gewinnt und damit für viele einen noch höheren Stellenwert erreicht. Der Vorzug, den Sicherheit dem Konsum und der Lust auf Neues gegenüber genießt, wird nach der Krise noch größer werden. Sicherheit im Zuhause wird uns noch wichtiger. Ich gehe zum Beispiel davon aus, das Reisen nach London, Paris oder Mailand, in die Karibik, auf die Balearen oder in die große weite Welt nachrangiger geplant werden. Auch auf die ein oder andere Anschaffung wird zugunsten des eigenen Zuhauses verzichtet. Wenn wir diese Krise heil überstanden haben, werden die meisten oder zumindest viele von uns erst einmal in unserer gewohnten Umgebung bleiben. Tief greifende Auswirkungen, verunsichernde Erlebnisse und die mit ihnen verbundenen Eindrücke wollen verarbeitet und überwunden werden. Es bleibt die Frage, ob und wann wir so etwas wieder erleben. Weil wir Neues und vor den Umwälzungen ursprünglich Geplantes vertagen, wird die Fluktuation im Wohnungsbestand zurückgehen: Ein- und Rückkehr statt Aus- und Fortzug. Anfragen nach Neubauprojekten bleiben von dieser Selbstreflexion allerdings weitgehend unberührt. Für einen spürbaren Rückgang der Nachfrage sind Neubauangebote nach wie vor deutlich zu knapp. Auch hier gilt eher das Gegenteil. Wenn sich Prozessstörung in Planung oder Entwicklung und verzögerte Genehmigungen ergeben und bemerkbar machen, werden Interessenten noch aktiver. Alles in allem verändern sich die regionalen Wohnungsmärkte durch die Krise nur geringfügig, kurzfristig und nur im Ausnahmefall restriktiv.
Wer von der Vogelperspektive zur Betrachtung tiefgehender Branchenstrukturen wechselt, stellt fest, dass die wesentlichen Veränderungen der Branche im digital Sozialen liegen. Sie wurden durch das Social Distancing ausgelöst, das nicht mit Social Disconnecting verwechselt werden sollte. Die Disruptionen des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit haben in der Immobilienbranche nicht nur zur deutlichen Belebung sozialer Netzwerke wie Facebook, LinkedIn und Instagram geführt, sondern auch die Organisationen in Windeseile in die Lage versetzt, mit Slack, Teams und Zoom zu arbeiten. Unternehmenskommunikation findet jetzt nach innen wie nach außen deutlich virtueller statt. Wir alle sind natürlich digital und digital natürlich geworden. Der Umgang mit den sozialen Medien hat aufregend unaufgeregt einen neuen Höhepunkt erreicht, der im Verlauf des Jahres 2020 die Verlagerung regionaler Immobilienmessen ins Internet bewirken kann. Im Social Recall entscheiden unsere Kunden vollkommen selbstständig, wie sie sich auf den Immobilienmärkten orientieren. Ich habe es immer schon als meine Aufgabe verstanden, ihnen alle Möglichkeiten dazu zu bieten. Die Volumina von Geld und Sachwerten verändern sich in der Krise kaum, die Wege, auf denen sie bewegt werden, schon. Mir persönlich kommt die neue Selbstbestimmung der Akteure sehr entgegen. Stabilität und Konstanz bedeuten nicht die Rückkehr zur Normalität und alten Gewohnheiten, sondern sie beschleunigen den Aufbruch in virtuelle Immobilienwelten. Wohnung und Zuhause werden zunehmend selbstverständlichere Elemente im Netz der Dinge.
Nach wie vor berät das Team KAMPMEYER Sie sicher und mit höchster Qualität – auch auf Abstand. Zum Beispiel im Video-Chat mit virtuellen Präsentationen oder in Online-Konferenzen mit zuverlässigen Dienstleistungspartnern und Notaren, die ganz selbstverständlich mit unseren Kunden auch online zusammenarbeiten. Das alles wäre früher oder später sowieso passiert. Das Coronavirus hat die Virtualisierung der Immobilienbranche allerdings auf eine unfassbare Geschwindigkeit gebracht. Ohne Covid-19 würde einiges von dem, was plötzlich gang und gäbe geworden ist, noch lange auf sich warten lassen.