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20. Jubiläum Dreieck auf Reisen Möglichkeiten

Ein ungewöhnlicher Einsatz – Das Dreieck auf Reisen Teil 3

Lesedauer: 4 Minuten
17. Februar 2015

Karneval lag in der Luft. Das Dreieck lief beschwingt die Treppen am Kölner Dom hinunter in Richtung Bahnhof. Es ist Montag vor Weiberfastnacht. Nur noch vier Mal schlafen trennt Narren und Jecken vom traditionellen Straßenkarneval. Den wird sich das Dreieck in diesem Jahr nicht entgehen lassen, aber langsam wird die Zeit knapp: Ein Kostüm muss her. Im Internet hatte es recherchiert und sich eine Karnevalsgeschäft rausgesucht, zu dem es gerade auf dem Weg war. Für ein Kostüm entschieden hatte es sich noch nicht, aber es geht das spontan an, auf drei Stockwerken wird sich sicher etwas passenden finden lassen. Vielleicht geht es als Fußball oder als Wiese. Grün würde ihm bestimmt auch ganz gut stehen.

Dreieck auf Reisen Teil 3

17.02.2015, (c) KAMPMEYER Immobilien GmbH / Csaba Peter Rakoczy

Mit den Gedanken schon in der Umkleidekabine, betrat es den Bahnhof, ging am Bäcker Kamps vorbei und rechts die Rolltreppe zur U-Bahn nach unten. Neun Minuten zeigte die Anzeigentafel. Es weiß die rheinische Gemütlichkeit zu schätzen, aber es war doch schon so hibbelig auf drei Stockwerke Polyester, Perücken und Pappnase. Der Bahnsteig füllte sich von Minute zu Minute mit mehr Menschen. Neben das Dreieck stellte sich ein junger Mann. Auf seinem Kopf saß eine blau goldene Narrenkappe mit goldenen Stickmustern und Verzierungen. Er trug eine stattliche Uniform mit goldenen Knöpfen und einer quer über den Körper verlaufenden Schärpe, an der eine schwarze Schwertscheide baumelte. In schwarzen Reiterstiefeln steckte eine lupenrein weiße Hose. Darüber fiel der Gehrock der blau goldenen Uniformjacke. Das Dreieck musterte lange den Mann. Vielleicht sollte er sich auch so ein Kostüm zulegen? Das hatte so etwas Elegantes.

Wie es da so vor sich hin philosophierte fuhr gemächlich die Linie 5 ein. Der Mann hielt sein Handy fest umklammert und starrte wie gebannt auf das erleuchtete Display. Das Dreieck stieg hinter dem Mann in die U Bahn. Ein kurzer Ruck folgte und sie setzte sich sanft in Bewegung. Es sind nur zwei Stationen bis zum Heumarkt, dann würde sich das Dreieck zu Fuß durch die Altstadt aufmachen. Es könnte sich auch als Triangel verkleiden? Oder als Stein aus dem Brettspiel Triominos. Für beides erfüllt es die Voraussetzungen.

Mit einem lauten „Es geht los“, stand der Mann jetzt wie von der Tarantel gestochen an der U-Bahn-Tür, die gerade noch zwischen Rathaus und Heumarkt vor sich hin schepperte. „Was geht los?“, fragte das Dreieck verdutzt. Aber der Mann neben ihm konnte sich gar nicht mehr vor Freude halten. „Ich werde Vater“, antwortete er dem Dreieck. „Hier?“ Das Dreieck bemerkte recht schnell die Absurdität seiner Frage und schob „dann müssten Sie aber schnell ins Krankenhaus“, hinterher. Der Mann blickte das Dreieck an und schüttelte gedankenverloren den Kopf. „Ja. Nein. Aber … ich muss auch in zehn Minuten in Gürzenich auf der Bühne stehen. Das ist doch die letzte Sitzung vor Weiberfastnacht.“

„Kein Problem, ich erledige das für Sie. Schauen Sie, das Blau passt ja schon mal.“ Das Dreieck rutsche näher an den Mann und deutete auf seine blau goldene Uniform. „Kaum ein Unterschied, das wird keiner merken“, versicherte das Dreieck. Die Bahn fuhr am Heumarkt ein, die Türen öffneten sich und nach einem kurzen Zögern sagte der Gardist: „Das mit dem Blau könnte hinhauen“, und rannte los.

Elf Minuten später betrat das Dreieck den Festsaal Gürzenich. Der lange Raum war gestochen voll. An den langen Tischen schunkelte ein Gandalf mit Supermann, zwei Minions und einem Mönch. In der Ecke kamen sich Prinzessin Laya und Darth Vader verdächtig nahe. Das Dreieck musste jetzt nur zur anderen Seite vom Saal kommen, wo auf der Bühne schon die Bürgergarde Stellung nahm. Keine zwei Schritte weiter stellte sich eine junge Dame im Ritterkostüm vor das Dreieck: „Ich mag dein Hipster-Kostüm“, sagte sie und gab dem Dreieck ein Bützche auf die Ecke. Hipster? Es war doch noch gar nicht im Karnevalsgeschäft gewesen! Es kämpfte sich seinen Weg durch die langen Tischreihen in Richtung Bühne. Es hatte eine Mission zu erfüllen. Ein Karnevalslied folgte dem nächsten und an jedem Tisch wurden die Kölsch mit einem freudigen Kölle Alaaf  zur Decke gehoben und mit Schwung aneinander gestoßen.

Er hatte den Einzug verpasst. Das gesamte Korps der Bürgergarde stand schon auf der Bühne. Das Tanzpaar stand noch an der Seite, im Hintergrund spielte die Kapelle, Fahnen wehten über den Köpfen und in vorderster Reihe drehten sich die Gardisten mit den Gewehren und aufgesetzten Bajonettes. Schon wieder stellte sich dem Dreieck jemand in den Weg. Dieses mal ein junges Mädchen im Minni Maus Kostüm, die Nase war mit schwarzem Kajal angemalt und auf den Wangen prangten aufgemalte Schnurrhaare. „Na, Küsschen jefälligst?“. Sie war wohl nicht von hier. Das Dreieck schob sich weiter durch die Tischreihen.

„Wenn du dich weiß anmalst und einen roten Rand ziehst könntest du als Vorfahrtsschild durchgehen.“ Vor dem Dreieck stand eine junge Frau im Indianer-Kostüm, mit einem beträchtlichen Headdress auf dem Kopf und bunter Bemalung im Gesicht. Neben ihr stand eine neue Minni Maus. Sie bützten das Dreieck gleichzeitig  und verschwanden kichernd, bevor das Dreieck was sagen konnte. Die Idee merkte es sich aber. Es wollte gerade weiter gehen, da hob es ein Typ im Mr. Incredible Kostüm vom Boden und setze es auf die Bank neben sich. „Du siehst mir so aus, als könntest du ein Kölsch gebrauchen“, sagte er und goss dem Dreieck ein. Die schwarze Perücke auf seinem Kopf erinnerte mehr an Wolfgang Petry als an einen Superhelden und auch sein blinkendes Logo auf der Brust flackerte nur noch schwach. „Vielen Dank, aber ich habe keine Zeit“ verabschiedete sich das Dreieck und sprang von der Bank, wurde sogleich von einem Sherlock Holmes an der Ecke gezogen und auf die gegenüberliegende Bank gehoben. „Watson wir haben ein Problem. Das Kölsch ist alle!“, blickte er das Dreieck fragend an und rieb sich nachdenklich den feuerroten Bart. „Ich gehe gleich Mrs. Hudson fragen, einen Moment“, erwiderte das Dreieck und schlüpfte unter dem Tisch.

Sieben Bützche und ein Glas Kölsch mit einem Papageien, einem Piraten und einem Punker später, stand er endlich auf der Bühne. Das Tanzpaar setze zur Hebefigur an und das Dreieck stand kerzengerade an seinem Platz. Und keiner hat gemerkt, dass er keine Narrenkappe auf hatte.

Wir zeigen 2015 Köln und andere spannende Orte in Deutschland aus ungewohnter Perspektive. Das blaue Dreieck, das “A” aus dem Logo von KAMPMEYER wird begleitet von unserer Autorin Anna-Katrin Keller.

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