Die Ausgangslage ist klar: Köln ist unglaublich attraktiv. Köln wächst. Daher wird Wohnen in Köln immer teurer. Das Ziel ist ebenso eindeutig: Wir brauchen mehr Wohnungen. Das haben alle Akteure – von der Politik angefangen über Verwaltung bis hin zur Immobilienbranche – längst begriffen. Auch dass alles nicht schnell genug gehen kann, ist angesichts der immer rasanter steigenden Mieten und Kaufpreise hinlänglich bekannt. Es soll in diesem Beitrag aber gar nicht um die Beschleunigung von Prozessen gehen – auch wenn wir mit Köln als Pilot-Stadt in NRW die elektronische Bauakte einführen werden, um im Bereich der Genehmigungen eine deutlich höhere Geschwindigkeit zu erzeugen. Es soll hier um die Frage gehen: Wohin mit dem Wohnen? Denn das wird die zentrale Frage der künftigen Stadtentwicklung sein, für die wir nicht die eine Antwort suchen, sondern ein ganzes Bündel an Antworten liefern müssen.
Wohin mit dem Wohnen in einer Stadt mit ihrem immer größer werdenden Konkurrenzkampf um das endliche Platzangebot? Schließlich brauchen wir Grundstücke nicht nur für Wohnraum. Schulen und Kitas müssen gebaut werden, wir benötigen Handel, Gewerbe und Infrastruktur in den Quartieren. Ein Teil der Antwort muss lauten: Wir müssen die Innenverdichtung vorantreiben. Dabei geht es einerseits um das Schließen von Baulücken, das wir durch ein städtisches Programm fördern. Dabei geht es andererseits um die großen innerstädtischen Projekte, vom Mülheimer Süden angefangen über den Deutzer Hafen bis hin zur Parkstadt Süd. All diese Entwicklungen müssen allerdings einem Prinzip folgen: kein Wachstum um jeden Preis. Wir brauchen qualitativ hochwertige Quartiers-
entwicklungen, die es schaffen, Wohnen, Infrastruktur und Lebensqualität zu vereinen. Herausragendes Beispiel wird mit Sicherheit die Parkstadt Süd darstellen, bei der wir nach der Umwandlung mehr Grünfläche haben werden als vorher. Bei der es uns sogar gelingen kann, den Grüngürtel zum Rhein hin zu vollenden.
Bei der Frage nach dem Wohin mit dem Wohnen muss zudem der Blick in die Höhe erlaubt sein. Die Architekten präsentieren heute immer wieder Konzepte für attraktives Wohnen in der Vertikalen. Natürlich betrachten wir solche Ideen in einer Stadt wie Köln, die immer vor Augen hat, wie Hochhaus-Konzepte aus den 70er-Jahren in eine Schieflage geraten sind, mit Skepsis. Aber angesichts des Wachstums und der Entwicklung der Mieten in unserer Stadt sollte das Nachdenken über neue Hochhaus-Entwicklungen als eine mögliche Lösung durchaus erlaubt sein.
Und noch eine Antwort wird man auf die Frage nach dem Wohin mit dem Wohnen geben müssen. Die Stadt als Kölns größte Flächen-Eigentümerin muss weiterhin Grundstücke mobilisieren und zur Verfügung stellen, um lebenswerte Wohnquartiere zu entwickeln. Und weil sie insbesondere den letzten Schritt allein nicht schaffen wird, schaffen wir es dann zusammen mit der Privatwirtschaft. Rondorf Nord-West ist dafür ein Paradebeispiel. Dort hat der Investor „AMELIS Projekt-
entwicklungs GmbH“ in Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt ein attraktives städtebauliches Konzept erarbeitet, das aktuell umgesetzt wird. Und auch hier ist qualitatives Wachstum das oberste Prinzip genauso wie eine intensive Beteiligung der Bürger vor Ort. Ein wesentlicher Baustein für das Wachstum muss unbedingt die Akzeptanz vor Ort sein. Das dürfen wir trotz des Drucks auf den Kölner Wohnungsmarkt nicht aus den Augen verlieren. Deshalb taugt Rondorf Nord-West als partnerschaftliche Entwicklung zwischen Stadt und Privatinvestoren durchaus als Blaupause für künftige Quartiere wie Kreuzfeld oder andere Flächen, die wir im Stadtentwicklungskonzept Wohnen in Köln herausgearbeitet haben. In diesem Konzept sind Potenziale für immerhin rund 16.000 Wohneinheiten identifiziert worden, darüber hinaus wurden Machbarkeitsstudien für über 100 Hektar mögliches Bauland in Auftrag gegeben. An den Stadträndern entlang der ÖPNV-Achsen müssen wir weitere Potenziale erschließen.
Am Ende des Tages sind Kölns Flächen eben endlich. Daher dürfen die Überlegungen nicht an der Stadtgrenze haltmachen. Auch die regionale Zusammenarbeit muss eine Antwort auf die Frage nach dem Wohin mit dem Wohnen sein. Die Menschen warten nicht auf uns. Sie zeigen uns bereits, wo die Reise hingeht: in die Regionen rund um Köln. Diese „Auswanderung raus aus Köln“ mag in der Stadt für etwas Entlastung auf dem Wohnungsmarkt sorgen. Sie führt aber gleichzeitig zu einer weiteren Belastung unserer Verkehrsinfrastruktur. Die Herausforderungen, vor die uns diese Kausalität stellt, werden wir nur im gemeinsamen Dialog zwischen Köln und den angrenzenden Kreisen und Gemeinden lösen können. Ein Dialog, der unbedingt auf Augenhöhe geführt werden muss.
Aktuell läuft dazu ein interessantes Projekt, in dem Ziel- und Strukturbilder sowie Zukunftsprofile für die räumliche Entwicklung der Region Köln/Bonn bis 2040 erarbeitet werden sollen. Schließlich geht es auch um die Überarbeitung des Regionalplans für den Regierungsbezirk Köln. Unter dem Titel „Agglomerationskonzept“ sind die Akteure der Region – darunter auch die Politik – in einen intensiven Dialog eingestiegen. Zudem erarbeiten vier interdisziplinäre Planungsteams aus Stadt- und Regionalplanern, Landschaftsplanern und Mobilitätsexperten Strukturkonzepte für die Gesamtregion und ihre Teilbereiche. Die Ergebnisse werden uns sicherlich neue Erkenntnisse und Ansatzpunkte für eine intensivere regionale Zusammenarbeit liefern.
All das zeigt, dass Köln über sich hinauswachsen muss, um das Wachstum zu meistern. Das gilt buchstäblich, wenn wir über Hochhaus-Entwicklungen nach- und über unsere Stadtgrenzen hinausdenken. Das gilt auch im übertragenen Sinne. Ohne erhebliche Anstrengungen werden wir die vor uns liegenden He-
rausforderungen nicht meistern können – sei es bei schnelleren Genehmigungsprozessen oder bei den Flächenkonkurrenzen zwischen Wohnen, Gewerbe, Schulen, Kitas, Freiräumen und Infrastruktur. Ich bin gespannt, wie die Antworten auf die Frage nach dem Wohin mit dem Wohnen genau aussehen werden. Ich freue mich darauf, an diesen Antworten mitzuarbeiten und sie auszugestalten. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das gemeinsame Ziel von Politik, Verwaltung, Bürgern und Immobilienwirtschaft am Ende erreichen werden: mehr Wohnraum für mehr Lebensqualität in unserer Stadt und in der Region.