In den Vereinigten Staaten leben über 300 Millionen Einwohner. Ihnen stehen nahezu eine Million aktive Makler mit ihren Wohnraumangeboten zur Verfügung. Die meisten Immobilien am US-amerikanischen Markt werden von Profis vermittelt.
Privatangebote sind verglichen mit deutschen Verhältnissen selten. Die amerikanischen Immobilienmärkte haben sich nach eindrucksvollen Turbulenzen in weiten Teilen zu Käufermärkten entwickelt. In vielen Segmenten besteht ein deutliches Überangebot. Überangebot oder Nachfrageüberhang. Wen interessiert das? Echte Realtors jedenfalls nicht. Für sie zählt nur der Wille zum Erfolg.
Durch meine Teilnahme an der Real Estate Connect im Januar diesen Jahres in New York hab ich einen Eindruck von Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Immobilienmärkte beider Länder gewonnen. Es ist wie immer: Man kann viel voneinander lernen. Einer der Unterschiede kommt bereits im Slogan der Konferenz zum Ausdruck: „Where Real Estate & Technology Connect“. Was sich frei mit den Worten “Wo Immobilien & Technologie Zusammentreffen” übersetzen lässt. Ein gewisses Maß an technischer Affinität spiegelt sich auch im Slogan meines eigenen Unternehmens wider. „Menschen. Märkte. Möglichkeiten.“ Wo Menschen auf Märkten neue Möglichkeiten entdecken. Gegen die technische Begeisterung meiner amerikanischen Kollegen bin ich alles andere als immun.
Auch wenn Dienstleistungsorientierung und Leistungsbereitschaft mit einem weitreichendem Freizeitverzicht einhergehen, strahlen die amerikanischen Kollegen eine überraschende Lockerheit aus. Die lässige Beziehung der Amerikaner zu eigenem und fremden Besitz, zu sich selbst und anderen Personen erklärt eine ganzen Reihe von Unterschieden ihrer Denk- und Verhaltensweise. Die Wertschätzung persönlicher Freiheit, der Drang zur Selbstverwirklichung, Toleranz, Lebens- und Kontaktfreude sind typisch für die amerikanische Lebensart. Bei allen Spannungen in einer erfolgsorientierten Ellenbogengesellschaft wirken Amerikaner erstaunlich entspannt. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie sich persönlichen Herausforderungen stellen, erklärt die pragmatische „All I Need To Know“-Einstellung. Medien werden mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit genutzt, sich selbst, sein Unternehmen und seine Leistungen bekannt zu machen. Der Einsatz moderner Kommunikationstechnologie scheint jenseits des großen Teichs selbstverständlicher. Neue Medien verbreiten sich schneller. Die konsequente und lösungsorientierte Nutzung erleichtert ihre Integration in alltägliche Abläufe. Wann immer technischer Fortschritt Station macht, steigen Nutzer in faszinierender Geschwindigkeit zu.
Die außerordentliche Dynamik wird auch in Zukunft noch erstaunen. Was mich persönlich beeindruckt hat, ist die Effektivität mit der die amerikanischen Kollegen ihr Bild in den Medien kontrollieren und wie offen sie damit umgehen. Vielleicht liegt das an der in Amerika üblichen Leistungsbewertung. Webseiten wie www.incredibleagents.com ermöglichen die Bewertung von Maklern und ihrer Tätigkeit. Die dadurch geschaffene Transparenz unterstützt Markenbildung. Fragen, zu denen hiesige Makler mittels intensiver Arbeit an der eigenen Marke Stellung nehmen, beantworten die amerikanischen Maklerbewertungssysteme auf Mausklick: Wer bin ich? Wie viele Immobilien vermittle ich? Wie viel Umsatz mache ich? Welche Auszeichnungen habe ich erhalten? Was sagen andere Personen über mich? Gemessen an der offenen Informationspolitik in der US Immobilienbranche erscheint die Immobilienvermittlung in Deutschland wie ein verwirrendes Versteckspiel. So liefert die Branche in Deutschland Privatanbietern gute Gründe, die Immobilienvermarktung selbst in die Hand zu nehmen.
Makler mit dem größten Interesse an technischen Neuerungen finden sich besonders im südlichen Teil der Metropolregion um die San Francisco Bay Area. Für „Silicon Valley-Broker“ gehört der Einsatz innovativer Technik zum guten Ton. In anderen Metropolregionen trifft man den „Urban-Broker“, der technischen Errungenschaften gegenüber aufgeschlossener ist als Makler in anderen Ländern. Er jagt aber nicht wie seine Kollegen aus Silicon-Valley jedem Trend hinterher. In den eher dünn besiedelten Weiten des Landes sind „Rural-Broker“ zu Hause. Sie halten sich mit dem Einsatz von Kommunikationstechnik zurück und nehmen von den Entwicklungen häufig nicht einmal Kenntnis. An ihrer Art zu Makeln scheint die Zeit fast spurlos vorüberzugehen.
Ganz gleich zu welchem Typ US-amerikanische Makler gehören, sie waren schon Networker bevor es ein Wort dafür gab. Zwischenmenschliche Beziehungen oder Neudeutsch soziale Netzwerke haben für die meisten Amerikaner von je her einen hohen Stellenwert. Für Amerikaner ist Netzwerkarbeit selbstverständlicher Bestandteil des Privat- und Geschäftslebens. Für das Maklergeschäft sind Ortskenntnisse von ähnlicher Bedeutung wie die Kontaktpflege. Das traf vor Jahrzehnten genauso zu wie heute, gilt in Amerika wie überall auf der Welt. Diesem Umstand wird in Amerika jetzt auch online Rechnung getragen. Das spiegelt sich im Nachbarschaftsforum patch.com wieder. Ähnliches wird in Deutschland schon seit einiger Zeit angeboten. So existiert die Nachbarschafts-Community von ImmobilienScout24 „MeineNachbarschaft“ bereits seit Jahren. Einige Makler entwickeln derzeit unter der Domain stadtteil-experte.de regionale Angebote für diesen Bereich.
Die Datenbank des Multiple Listing Service (MLS) wird als zentrale Drehscheibe für Immobilienangebote in den USA genutzt. Jeder, der sich mit dem Immobilienmarkt beschäftigt, stößt unweigerlich auf die umfassende Datenbank, in der fast alle Immobilienmakler ihre Angebote veröffentlichen. Jedem lizensierten Makler sind alle Objekte zugänglich, nicht aber der gesamten Öffentlichkeit. Bei der Suche wird die Zahl der Angebote durch professionelle Recherche auf ein Minimum reduziert. Die Verknüpfung von Technologieentwicklung und Vermittlungsaktivitäten verschafft amerikanischen Maklern einen deutlichen Vorteil gegenüber Privatpersonen. Für Gemeinschaftsgeschäfte gibt es praxiserprobte Strukturen und Systeme. Mehrere Listing Services mit eindeutigen und strengen Vorgaben regeln und sanktionieren die Vermittlungstätigkeit der Realtors. Dadurch wird ein Qualitätsstandard geschaffen, der den Auftraggebern ein hohes Leitungsniveau und den amerikanischen Maklern maximalen Schutz vor der Konkurrenz durch Privatanbieter garantiert. Allerdings finden „For Sale By Owner“-Angebote in den USA jetzt stärkere Unterstützung. Einige Portale haben sich bereits auf den direkten Kontakt zwischen privaten Käufern und Verkäufern spezialisiert.
US-Makler sind es gewohnt, mittels neuer Technologie die Verbreitung von Informationen zu beschleunigen und deren Qualität zu steigern. Für viele von ihnen hat Technologieentwicklung eine übergeordnete Bedeutung. Es ist bereits möglich, dass Eigentümer ihren Vermarktungsauftrag auf dem Tablet PC unterschreiben, auf dem ihnen zuvor die Leistung des Maklers präsentiert wurde. Immobilienclips werden mit den einfachsten technischen Mitteln und minimalem Aufwand nach einer simplen Formel gedreht: Authentizität schlägt Perfektion. Dabei kommen Flip Cams wie die Kodak Zi8 zum Einsatz, die für die schnelle Erstellung von Immobilienclips wie geschaffen sind. Für anspruchsvolle Filme wird professionelles Equipment eingesetzt. Die Verbreitung entspricht allerdings nicht dem Bild der vorauseilenden Entwicklung in der Immobilienvermarktung. Das verhält sich beim Smartphone ganz ähnlich. Zwar sind Verbreitung und Einsatz bei Immobilienprofis hoch, die privaten Nutzer, die Immobilieninteressierten, sind sich aber der Möglichkeiten noch wenig bewusst. QR Codes, die mit dem Smartphone die perfekte Verbindung zwischen offline und online darstellen, werden in der Branche eingesetzt ohne wirklich flächendeckend in der Vermarktung von Immobilien wahrgenommen zu werden. Die Real Estate Industrie bemüht sich deutlich um einen stärkeren Einsatz der modernen Kommunikationsmittel, was allerdings bei diesem riesigen Land auch eine echte Herausforderung ist.
Die Zukunft wird einige spannende Fragen beantworten: Wann und wie finden die neuen Trends im deutschen Maklergeschäft Verbreitung? Schaffen wir in Deutschland eine ähnliche Markttransparenz wie in den USA? Werden US-Makler ihre Arbeitsweise verändern müssen, damit „For Sale by Owner“-Angebote auch zukünftig keine große Rolle spielen?
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