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Ganz schön was los – Roland Kampmeyer im Expertengespräch

Lesedauer: 12 Minuten
04. September 2014

Ganz schön was los – Roland Kampmeyer im Expertengespräch mit Bernd Streitberger

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Das Besondere an Köln sieht jeder in anderen Dingen. Die Antwort nach dem typisch Kölschen lautet selten gleich. Die Meinungen darüber, welche Entwicklungen von besonderer Bedeutung sind, gehen weit auseinander. Nur in zwei Punkten sind sich alle einig. Köln braucht jetzt ein größeres Wohnraumangebot und auf Dauer noch mehr Anziehungskraft. Bernd Streitberger, ehemaliger Baudezernent der Stadt Köln und heute Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft moderne stadt GmbH und Roland Kampmeyer denken im Expertengespräch gemeinsam über die besonderen Herausforderungen nach.

RK: Die Bundesstadt Bonn, die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Millionenstadt Köln bilden das Rückgrat eines polyzentralen Ballungsraums. Bei allen Gemeinsamkeiten unterscheidet sich ihr Charakter deutlich. Köln zeichnet sich als familiengeprägter Wohnstandort aus. Bonn konzentriert sich auf regionale Kooperation und Düsseldorf setzt auf globale Vernetzung. Die Städte profitieren zwar voneinander, stehen aber trotzdem in einer gewissen Rivalität.

Wachstumsregion

BS: Für mich ist die Region Köln-Bonn gesetzt und dabei schließe ich auch Leverkusen und die Kreise der Nachbarschaft mit ein. Düsseldorf ist gerade wegen seiner internationalen Ausrichtung herzlich als Nachbarstadt willkommen. Es gehört zu den besonderen Stärken der rheinischen Städte, in einer vielversprechenden Wachstumsregion zu liegen. Sie befinden sich dadurch in einer gesunden Konkurrenzsituation, in der Köln weniger als Wohnstandort für Topmanager zum Zuge kommt. Die sollen sich natürlich auch hier wohl fühlen, aber die meisten von ihnen dürften Düsseldorf bevorzugen, während Köln mit Vielfalt, Vitalität und Kreativität trumpft. Die Stadt sollte auf das pralle Leben zielen. Das kriegt sie deutlich besser hin als andere. Kölner identifizieren sich mit Ihrem Veedel, dem Grüngürtel, dem Rhein, seinen Ufern und mit dem Dom. Er ist ein unerreichtes Identitätsmuster, um das uns fast alle Städte beneiden. Köln lebt von dichter und vielfältiger Nachbarschaft. Der Markenkern von Köln ist die Vielfalt im unglaublich vitalen und quirligen Großstadtleben. In Köln ist nicht alles schön, aber es ist immer schön was los.

Damit das so bleibt, damit Wachstum und Wohlstand noch stärker gefördert werden können, wurde der städtebauliche Masterplan erarbeitet. Schon die Bestandsaufnahme war unglaublich intensiv. Talente, Chancen und Möglichkeiten der Stadt wurden von allen Seiten beleuchtet und dann mit viel Feingefühl ergänzt. Das Bild im städtebaulichen Masterplan ist ja immer noch unverwechselbar Köln. Es sind ganz viele feine Ergänzungen enthalten, die den Charakter der Stadt unterstreichen und ästhetische Akzente setzen.

Masterplan

Ich finde, Professor Albert Speer hat den Rhein im städtebaulichen Masterplan wunderbar platziert. An erster Stelle der sieben Interventionsräume steht der Stadtraum Rhein. Zwar besteht unter den Interventionsräumen keine Rangordnung, aber den Stadtraum Rhein nach ganz vorne zu nehmen, bringt den Fluss und seine Ufer in eine ganz besonders prominente Position. Ich bin ganz sicher, der Rheinboulevard wird eine gigantische Integrationsleistung vollbringen. Da entsteht Platz für großstädtisches Leben, der das identitätsstiftende Zentrum erheblich stärkt.

Auch die Domumgebung, die sich im Augenblick entscheidend verändert, wird zu seiner Stärkung beitragen. Anders als der Rheinboulevard ist die Domumgebung den Blicken entzogen. Sie wird aber mit Sicherheit sehr deutlich wahrgenommen, wenn sie fertig ist.

Als Instrument der Stadtentwicklung mit hoher Wirkungsmacht ist für mich persönlich der städtebauliche Masterplan von Professor Albert Speer sehr wichtig. Allein die Einbindung der Bevölkerung in das Planverfahren war beispielhaft und eine große Leistung aller Beteiligten. Schon deshalb sollte er wieder stärker ins Bewusstsein gerufen werden.

Vielfalt

RK: Für Köln bedeutet Vielfalt auch Vielfalt der Wohnformen. Hier sind zwar die unterschiedlichsten Lösungen vertreten, üblicher Weise wird aber zur Miete gewohnt. In einer Studie zur Projektentwicklung in deutschen A-Städten stellte BulwienGesa kürzlich fest, dass in Köln seit 2011 mehr Eigentums- als Mietwohnungen gebaut werden. Diese Entwicklung sollte angesichts angespannter Mietmärkte gut im Auge behalten werden.

BS: Sie wird aber durch globale Finanzströme gestützt, die nicht ewig so bleiben werden. Außerdem ist das Kölner Genossenschaftswesen sehr wirkungsvoll. Außer der GAG gibt es noch 70 weitere Wohnungsgesellschaften. Viele davon sind als Genossenschaften organisiert, die sich traditionell im öffentlich geförderten Wohnungsbau engagieren. Der ist aber aufgrund der Zinsentwicklung sehr stark zurückgegangen. Die Eigentumswohnung ist im Moment ökonomisch viel interessanter. Ich nehme an, dass die Tendenz zum Bau von Eigentumswohnungen dadurch verstärkt wird. Ich glaube aber auch, dass sich das bald wieder ändert. Anleger suchen jedenfalls nach Investitionschancen. Immobilien sind lohnende Kapitalanlagen, ihr Risiko ist vergleichsweise übersichtlich zu kalkulieren und Köln ist ein besonders interessanter Standort für renditeorientierten Wohnungsbau.

Mobilität schlägt Rentabilität

RK: Die wachsende Mobilität verstärkt derzeit den Bedarf nach Mietangeboten. Mehr und mehr Menschen, die es vorübergehend mit ihren Familien nach Köln zieht, wollen mieten. Weil seit Jahren mehr Eigentums- als Mietwohnungen gebaut werden, trifft die größere Nachfrage auf ein zu geringes Mietangebot. Dadurch wird Mietwohnraum aktuell deutlich knapper. Ich stimme aber darin mit Ihnen überein, dass auf Dauer ein vernünftiges Verhältnis von Eigentums- und Mietangeboten entsteht, weil der Markt auf die verstärkte Nachfrage reagiert.

BS: Sie dürfen auch nicht vergessen, dass nicht alle Eigentumswohnungen vom Eigentümer selbst genutzt werden. Dass viele Eigentümer ihr Eigentum früher oder später vermieten, wissen Sie selbst am besten. Wir haben allerdings beide am Beispiel Butzweiler Hof gemerkt, dass es Produkte gibt, die auf dem Markt zu selten angeboten werden. Der Nachfrage mobiler Gruppen mit gehobenem Einkommen stehen wenig angemessenen Mietangebote gegenüber. Das ist zwar eine kleine Bevölkerungsgruppe, aber trotzdem braucht der leitende Angestellte, der für vier bis fünf Jahre mit Frau und Kindern nach Köln kommt, ein passendes Mietangebot. Mietbare Einfamilienhäuser sind zum Beispiel ein sehr interessantes Segment, das aber sehr schmal ist.

Familiäre Attraktion

RK: Am Butzweiler Hof haben wir den Bedarf an Einfamilienhäusern bereits vor Jahren deutlich gespürt. Viele Interessenten mit ausgezeichneter Bonität, die eigentlich auch kaufen könnten, wollte das nicht einmal ansatzweise. Die Mietangebote auf dem Areal Am Butzweiler Hof waren ihnen daher herzlich willkommen.

BS: Von denen kam kaum jemand direkt aus Köln, oder?

RK: Ganz im Gegenteil. Die Interessenten wohnten vorher in den unterschiedlichsten Regionen. Die Familien wollen in Köln leben und die Eltern arbeiten außerhalb von Köln. Einige sind zum Beispiel beruflich in Düsseldorf tätig. Dort kommen sie vom Kölner Norden aus auch gut hin und mieten deshalb eines der Stadthäuser am Butzweiler Hof. Diese Gruppen sind tatsächlich klein, aber in einer vielfältigeren Welt sind spezifische Bevölkerungsgruppen naturgemäß klein. Kann Stadtentwicklung auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und auf die Vielfalt in der Bevölkerung überhaupt ausgerichtet werden?

Substanz erhalten, Geschichte bewahren

BS: Ja, ich glaube das geht. Ich glaube, dass wir das mit dem Clouth-Quartier gerade zeigen. Wir streben dort unterschiedliche Wohn- und Eigentumsformen an. Wir nehmen die vielen Bewegungen, die es zum Wohnen in der Bevölkerung heute gibt, mit viel Sorgfalt auf. Dass wir es geschafft haben, die Künstler wieder ins Quartier zu bringen, ist eine große Leistung. Von Seiten der Künstler und von Seiten des Unternehmens. Für die Künstler war es zumindest am Anfang völlig undenkbar, zu kaufen und wir mussten im Gegenzug auf Erlöse verzichten. Das ist von beiden Seiten ein massiver Beitrag zur Vielfalt gewesen. Vor ein paar Jahren wären der Abbruch aller Gebäude und der vollständige Neubau noch Mainstream gewesen.

Auch dass wir mit so vielen Akteuren bauen, wäre vor Jahren noch anders gewesen. Da hätte die Stadt einfach alles in eigener Regie gebaut. Heute machen wir insgesamt 25 Prozent. Das ist eine Größenordnung, die es erlaubt, sich voll auf diese Verantwortung zu konzentrieren. Dreiviertel der Substanz wird von anderen Akteuren gebaut. Hinterher wird es ungefähr 30 unterschiedliche Investoren geben. Für mich ist das ebenfalls ein Beitrag zur Vielfalt.

Zwischen Lebensqualität und Luxus

Es gibt öffentlich geförderten Wohnungsbau in beiden Förderwegen, es gibt freifinanzierte Mietwohnungen, Eigentumswohnungen und Baugruppen als besonderen Impuls für Vielfalt im Quartier. Die Baugruppen bringen sehr viel Engagement mit, weil sie in einer wunderbaren Gemeinschaft ihre Lebensträume erfüllen, indem sie gemeinsam mit Freunden generationsübergreifend planen, bauen und leben. So wird es möglich, dass drei Generationen unter einem Dach leben und sich gegenseitig ergänzen.

Außerdem wird es die spezielle Form der Wohngruppen geben, die ihren Wohnraum in Zusammenarbeit mit einem Wohnungsunternehmen planen. Die Mitglieder leben zur Miete in Wohnungen, auf deren Gestaltung sie selbst Einfluss nehmen. Diese besondere Form der Vielfalt wird von der GAG gefördert, indem sie sich aufgeschlossen zeigt und die Verantwortung für die Zusammenarbeit mit den Wohngruppen übernimmt.

Im Quartier wird das Modell Wohnen und Arbeiten unter einem Dach gelebt werden. All das passiert sowohl in ehemaligen Industriegebäuden als auch in modernen Häusern. Viel vielfältiger geht es wirklich nicht mehr.

Leuchtkraft des Neubaus

RK: Dieses Projekt wird von den Bürgern ausgesprochen gut angenommen. Das bestätigen auch unsere Erfahrungen, die wir mit dem Verkauf der Eigentumswohnungen unter dem Namen Clouth.eins machen. Die Käufer sind größten Teils einkommensstarke Haushalte aus der Umgebung. Viele kommen aus der aufgeklärten Bildungselite mit liberaler Grundhaltung und hohen Idealen. Ihnen sind ihre Mitmenschen wichtig, sie legen Wert auf Kultur, Bildung und eine intakte Umwelt.

Für sie ist Clouth.eins die Erfüllung eines selbstbestimmten Lebens in einer Stadt, in der sie ihre vielfältigen intellektuellen Interessen ausleben können. Ihren Luxus sehen sie eher im Kinderreichtum und einem großen Fahrradkeller als in einem teuren Auto. Beide Eltern sind berufstätig und in Bezug auf ihren Wohnstandort beschäftigt sie auch, wo genau die unterschiedlichen Wohnkonzepte verwirklicht werden und was genau sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft befinden wird. Sie informieren sich insbesondere über den geförderten Wohnungsbau und seiner Ausprägung im Clouth-Quartier.

BS: Was die Standards angeht ist der Soziale Wohnungsbau kaum noch vom freifinanzierten zu unterscheiden. Vom Baulichen her ist das also sehr unspektakulär. Den Wohnungsbaugesellschaften kommt bei der Auswahl der Mieter eine große Verantwortung zu und vielleicht auch ein Stückchen weit bei der Betreuung der Mieter.

Außerdem geht es um die Integrationsleistung der Bewohner. Menschen, die sozial stark angepasst sind, werden mit Menschen kommunizieren, die sich ein bisschen weniger angepasst haben. Die Bewohner werden sozial voneinander lernen. Wen einem das Verhalten des anderen nicht gefällt, muss der eine den anderen einfach ansprechen. In aller Regel ist kein Mensch sozialschwach. Manche sind aber finanzschwach. Das sollten wir nicht verwechseln. Die wenigen Sozialschwachen sind unter den Finanzstarken genauso vertreten wie unter den Finanzschwachen. Ärger wird oft durch blinde Belegung ohne Ansehen der Personen verursacht. In diesem Punkt profitiert Köln von seinen kleinen Wohnungsgenossenschaften. Die gucken sich ihre Mieter ganz genau an.

Die Integrationsleistung wird immer von den Menschen selbst erbracht. Städtebau kann nur die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie auch leistbar wird. Wenn ich auf der einen Seite den einen großen Schwerpunkt bilde und auf der anderen den gegensätzlichen, dann ist das nicht zu leisten. Dann werden sich beide nur stumm gegenüberstehen. Aber wenn ich Menschen mittels sinnvoller Strukturen miteinander ins Gespräch bringe, entstehen kreative Beziehungen. Der Erfolg guter Konzepte liegt häufig in der Einladung zum Meinungsaustausch.

RK: Wer nur die Teile sieht, tut sich eben schwer, das Ganze zu erkennen. Leben bedeutet miteinander Wohnen, Arbeiten, gemeinsam Kultur und Spaß erleben und noch viel mehr. Ich sehe übrigens auch und gerade in den Leuchttürmen Rheinauhafen, Gerling-Quartier und The View Cologne ein Stück neuer Vielfalt. Sie beleben die Stadt auf ganz besondere Weise. Andere betrachten die Veränderung des Stadtbildes durch luxuriöse Architektur aber eher argwöhnisch. Sie warnen vor der Verdrängung der einfachen Bürger aus Südstadt, Friesenviertel, Deutz und anderen Vierteln. Deshalb liegt eine unserer Aufgaben meines Erachtens darin, der Angst vor dem Gespenst der Gentrifizierung durch Aufklärung zu begegnen.

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Unikatlagen

Das viel diskutierte Gerling-Quartier hat zum Beispiel weder Menschen aus dem Friesenviertel verdrängt noch Sankt Gereon und seine Umgebung beeinträchtigt. Wer sich das heute ansieht, erlebt eine massive Verbesserung.

BS: Das ist richtig. Jetzt ist die Baulücke weg, die wie eine Schallbrücke gewirkt hat. Sie war die Ursache der offensichtlich mangelnden Verbindung zwischen den Gebäuden. Das Archiv steht heute frei vor dem Hintergrund der wunderbaren, geschlossenen Wohnbebauung. Der Ort wurde deutlich aufgewertet. Der Nahbereich romanischer Kirchen ist in Köln immer höchst bedeutsam. Dort muss alles sehr gewissenhaft und sorgfältig geprüft werden. Aber wenn alles in einem erstklassigen städtebaulichen Wettbewerb überprüft und ein erstklassiges Ergebnis erarbeitet wurde, dann muss man das auch erkennen, vertreten und verteidigen.

RK: Weil dort nur 120 Wohnungen gebaut wurden, war das Gerling-Quartier lange Zeit gar nicht als Wohnstandort präsent. Mehr und kostengünstigerer Wohnraum wäre wünschenswert gewesen, aber das war wegen der enormen Einstandpreise nicht ohne weiteres möglich. Dort werden wohl immer Menschen wohnen, die in Köln nur einen Zweitwohnsitz sehen und nicht auf Köln angewiesen sind. Jetzt werden Büros, Gastronomie und Einzelhandel hinzukommen und möglicherweise kommt auch noch ein Hotel. Das Gerling-Quartier ist etwas ganz Besonderes. Deshalb wird es wohl kaum ganz im Viertel aufgehen und vielleicht ist das auch gut so. Denn auch das ist ein Stück kölscher Vielfalt.

Typisch Kölsch

Zwischen Kölnern gibt es deutlich weniger Barrieren als zwischen den Bürgern vieler anderer Städte, deshalb sind die Strukturen viel weniger anfällig für Verdrängung. Ihr Nachfolger Franz-Josef Höing sagt ganz gerne, so ein Bisschen Gentrifizierung tue ganz gut. Die Kölner Vielfalt, die Sie so hochhalten, ist eine große Stärke, aber ein Bisschen mehr Ordnung an der einen oder anderen Stelle wäre doch angebracht.

BS: Das sehe ich genauso. In 20 Jahren ist Köln immer noch Köln, aber ein wenig aufgeräumter. Investitionen in heute noch schwierigen Lagen, die durch Pioniere angereizt werden, sollten wir eher begrüßen und als Chance begreifen. Wenn ich sechs oder sieben Jahre zurück denke, erinnere ich mich an die starken Zweifel daran, dass Ehrenfeld sich als Stadtteil homogen in die Stadt einfügen kann. Daran zweifelt heute kein Mensch mehr. Die Durchmischung von Alteingesessenen, Studenten und Künstlern vor dem für Ehrenfeld typischen interkulturellen Hintergrund ist wunderbar zu beobachten. Zum einen ist aber zu beachten, dass solche Entwicklungen nur bedingt steuerbar sind und zum anderen sollte darauf geachtet werden, welche neuen Projekte dazukommen.

Zuhause im Bestand

Mit dem Gelände am Grünen Weg revitalisiert die GAG eine industrielle Brache in Ehrenfeld. Dort entsteht ein Quartier, das von einer Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Arbeiten geprägt sein wird, die ich für ausgesprochen belebend halte. Dass das Kölner Künstler Theater direkt am Melatengürtel angesiedelt wird, unterstützt diese Entwicklung sehr elegant. Auch von den neuen Spielflächen und vom Obsthain Grüner Weg, der vom Design Quartier Ehrenfeld initiiert und von der GAG unterstützt wird, verspreche ich mir belebende Impulse.

Das Mischgebiet in schwieriger Lage stellt hohe Anforderungen an das Entwicklungskonzept, die von der GAG mit Einfühlungsvermögen und Sachverstand erfüllt werden. Es ist bereits Nachfrage nach den gewerblichen Flächen zu verzeichnen und es steht für mich außer Frage, dass von der Kombination aus freifinanziertem und öffentlich gefördertem Mietwohnungsbau eine Zentrumsstärkung ausgeht. Die tut sowohl den Nachbarstadteilen und als auch dem Einzelhandel auf der Venloer Straße gut. Mit solchen Möglichkeiten wird Gentrifizierung für eine Stadt wie Köln anders als zum Beispiel in Frankfurt keine einschneidenden Folgen haben. Frankfurt hat wenig Fläche und enormen Druck von internationalen Akteuren, die Londoner und New Yorker Preise gewohnt sind. Frankfurt ist aber nicht Köln. Hier gibt es noch Ausweichräume und vielversprechende Projekt im Innenbereich.

Innenstadt mit Perspektive

Der Deutzer Hafen wird zum Beispiel einen vergleichsweise hohen Wohnanteil erhalten und im Wohnen werden wieder alle möglichen Wohnformen vertreten sein. Trotz aller ökonomischen Zwänge, die insbesondere durch enorme Aufbereitungskosten entstehen, lautet die klare politische Vereinbarung, aus dem Deutzer Hafen ein buntes Quartier zu machen, in dem Wohnen eine wesentliche Rolle spielt.

Das heutige Großmarktgelände wird unter dem Namen Parkstadt Süd ebenfalls kommen. Das Thema des Quartiers ist Leben in der Wissenschaftsstadt zwischen der Universität zu Köln, einer der bedeutendsten Universitäten des Landes und der Fachhochschule, die zu den größten und besten gehört. Auch dort wird es zahlreiche und vielfältige Wohnformen geben. Die Lagequalität des Arials wird mit einem Durchstich verbessert, der die Bahntrasse passiert. Dann wäre von Raderberg aus zusätzlich zur Bonner und Alteburger Straße eine weitere Injektion in die Südsstadt geschaffen, die sie mit Sicherheit beleben wird.

Entwicklungen vorgreifen?

RK: Die Politik versucht durch Instrumente wie Mietpreisbremse und das kooperative Baulandmodell, die Bereitstellung ausreichenden Wohnraums zu erreichen und Preissteigerungen einzudämmen. Für die Mietpreisbremse müsste aber erst einmal ein anerkannter Mietspiegel her und bei einer Bagatellgrenze von gerade mal 25 Wohnungen schafft das kooperative Baulandmodell unnötige Bürokratie.

BS: Ich bin da skeptisch. Die Verwaltungskapazitäten scheinen mir für die notwendigen städtebaulichen Verträge sehr knapp. Überhaupt drängt eine hohe Regelungsdichte die eigentlichen Ziele teilweise zu weit in den Hintergrund. Bauen ist für die Investoren fast immer eine ökonomische Frage und wenn die ökonomischen Rahmenbedingungen zu sehr drangsaliert werden, wird das Gegenteil von dem erreicht, was erreicht werden soll. Investoren müssen zügig bauen können.

RK: Das Kölner Wachstumsfenster verschiebt sich immer weiter nach hinten. Köln profitiert von Zuwanderung, deren Entwicklung wir alle nicht genau vorher sagen können. Aufgrund der demografischen Basisdaten wissen wir, welche Räume sich entleeren und welche wachsen, aber wir wissen nicht genau wie stark. Wenn die Tragfähigkeit der Infrastrukturen einer Region verloren geht, ist auch eine Abwanderung in die Städte denkbar, deren Ausmaß sich heute noch keiner vorstellen kann. Aber eins ist klar: Die Perspektiven für Köln sind gut. Noch nehmen die Märkte auch einfache Lagen und einfallslose Wohnraumlösungen an. Aber was, wenn die Bevölkerung in Köln eines Tages schrumpft und der Nachfragedruck nachlässt?

Auf Qualität bauen

BS: Dann werden uns schlechte Konzepte und Wohnen an Hauptverkehrsstraße auf die Füße fallen. Deshalb ist es wichtig dass zügig, mit Sachverstand und in hoher Qualität gebaut wird. Es sind gute städtebaulich Voruntersuchungen und belastbare Konzepte notwendig, die nicht extrovertiert und exzentrisch, sonder ganz normal sein dürfen. Vom Konzept für Clouth wussten wir von Anfang an, dass es funktioniert und dieser Städtebau wird auch in hundert Jahren noch funktionieren. Es muss nur gut gemacht werden. Dabei kommt es auf die Einzelheiten an, auf Freianlagen, auf den Entwurf von Straßenräumen an und auf Grün in der Stadt, das immer wichtiger wird. Da hat Köln mit den beiden Grüngürteln ein großes Pfund, an dem mit Unterstützung der Kölner Grün Stiftung intensiv gearbeitet wird. Die ist ein echter Segen für die Stadt. Sie setzt viele Grünflächen mit den Stiftungsmitteln in Kooperation mit der Stadt wieder in Wert. Gute Nachverdichtungen wie das vernünftig basierte Quartier 21 im Belgischen Viertel zeigen, was möglich gemacht werden kann, wenn die Verwaltungsleistung stimmt. Ablehnen ist immer leichter als sinnvoll und mit Augenmaß zulassen.

Persönlich

RK: Sie sind jetzt zwei Jahre bei der modernen stadt, haben vorher in der Verwaltung viele Projekte auf den Weg gebracht und nur noch ein halbes Jahr in Ihrer jetzigen Position vor sich. Das Projekt Clouth haben Sie maßgeblich beeinflusst und werden es in den nächsten Monaten weiter voran bringen. Würden Sie diese Arbeit nicht auch gerne noch vollenden?

BS: Dass große Projekte nicht von einer verantwortlichen Person zu Ende gebracht werden, ist völlig normal. Ich habe zum Beispiel den Rheinauhafen als große Herausforderung vorgefunden und dort mit die ersten Baugenehmigungen erteilt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass die Genehmigung für das erste Kranhaus, eine spannende Aufgabe war. Der gesamte Rheinauhafen ist komplett in meiner Zeit entstanden, aber an den Vorüberlegungen habe ich nicht teilgenommen. Außerdem bin ich froh, dass mit Franz-Josef Höing ein guter Nachfolger gefunden wurde. Ich bin der Überzeugung, dass er als Dezernent die richtigen Ansätze hat und es freut mich, dass Entwicklungen, die ich selbst initiiert habe, voranschreiten. Das wird bei Clouth und anderen Projekten der modernen stadt genauso sein.

Ich empfinde den Wechsel zu meiner jetzigen Aufgabe als großes Glück. Es ist äußerst befriedigend, sich auf wenige Themen vollkommen konzentrieren zu können, statt jeden Tag gefühlte Tausend Dinge zu erledigen. So können wir das Quartier zu einem modernen Kölner Viertel entwickeln und neue Standards des Städtebaus setzen. Diese besondere Qualität unserer Arbeit ist aber genau der Grund, warum die Stadt so ein Instrument unterhalten sollte. Das erleben zu dürfen, ist mit Sicherheit nicht selbstverständlich.

Die moderne stadt gibt es zwar schon sehr lange, als städtisches Unternehmen existiert sie aber erst seit zwei Jahren. Deshalb liegt es in unserer Verantwortung, die Inhalte etwas zu ändern. Wir sind zwar Projektentwickler und Bauträger, der in dieser Funktion gute Gewinne macht aber darüber hinaus sind wir die Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadt und der Stadtwerke Köln. Wir tragen hohe öffentliche Verantwortung, schaffen einen Kulturwandel im eigenen Unternehmen und ich lerne selbst noch einiges dazu. Das ist sehr schön, auch weil es Fortsetzung und Erfüllung dessen ist, was ich vorher an anderer Stelle gemacht habe.

Am Anfang meiner Zeit als Baudezernent wurde gerade das letzte Gebäude im Mediapark gebaut, dann durfte ich den ganzen Rheinauhafen begleiten und jetzt erleben wir gemeinsam, wie sich das Clouth-Quartier entwickelt. Ich habe elf kreative Jahre in Köln an der Seite hervorragender Teams erlebt und bin dafür außerordentlich dankbar.

Das Expertengespräch wurde am 07. August 2014 in den Geschäftsräumen der modernen stadt GmbH geführt. Eine Kurzfassung erscheint im Immobilien-Magazin Ausgabe 30 am 6. September, online direkt hier zu lesen: www.kampmeyer.com/magazin/30

Die KAMPMEYER Analyse 2014, der Marktbericht für Köln, wird am 10. September der Presse vorgestellt und ist hier online kostenlos zu bestellen: www.marktbericht-koeln.de

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